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Betreff: Melone des Wohllauts

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Neulich war ein Freund aus Kindertagen zusammen mit seiner Ehefrau bei Herrchen zu Besuch. Unter den vielen Mitbringseln befand sich auch ein schöner Dreiklang für mich. Es gab nämlich Leckerlistangen (mit baldigem Verfallsdatum, zwinker, zwinker!). Dazu eher anstrengende Kaustangen für die Zahnpflege, die Herrchen zwar nicht selbst probierte, auf die aber zutrifft, was er, der alte Zucker-Junkie, gern bei vergleichbaren Gelegenheiten äußert: „Gesundes Zeug schmeckt nicht.“   Die dritte Gabe für mich war ein Kau-Spielzeug im seltsamen Design einer Wassermelonenscheibe. Die Melone wurde mir zunächst vorenthalten, denn Herrchen war in Sorge, dass ich vor den Gästen – und hier verwendete er ein empörend schiefes Bild – „womöglich die Melone gleich zu Kleinholz mache“. Nun, die Gäste reisten ab, mir wurde die Melone ausgehändigt, und bald stellte ich fest, dass sie in unterschiedlichen Tönen quietscht, fast so vielfältig wie eine Tonleiter. Einmal entdeckt, ließ ich es natürlich nach...

Betreff: Nach Hause

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Der Holm ist eine von drei Seen umglitzerte Halbinsel, die wir manchmal auf einem unser etwas ausgedehnteren Gassigänge besuchen, im Sommer hin und wieder auch mit einem Bad verbunden. Der Weg hat seinen Reiz, es geht über eine Fußgänger- und Fahrradbrücke, und schon sind wir in der tiefsten Stille, allein berauscht vom Wald. Dort auf dem Holm aber ließ Herrchen mich neulich sitzen. Einfach so, wie Hänsel und Gretel, mitten im Wald.   Dabei war es bis dahin ein so schöner Ausflug gewesen, voller Lust und guter Laune, bei besten Kräften. Nun ja, ich habe diese herrliche Stimmung mittels eines jagdlichen Impromptu noch bereichern wollen, das gebe ich zu. Aber mir kam dabei nicht nur das avisierte Wild abhanden, sondern auch Herrchen. Natürlich will Herrchen bis heute nicht einsehen, dass er es auf dem Holm verdorben hat. Er gibt vielmehr der „maroden deutschen Infrastruktur“ die Schuld, also mit einer neuerdings gern verwendeten Wendung. Die Wortwahl finde ich übertrieben, weil die...

Betreff: Thermomix

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Einen Thermomix gab es im Rudel schon, bevor es mich gab. Der Thermomix fiel mir nicht weiter auf, als ich in das Rudel eintrat. Wie auch, er trug weder zu meiner Unterhaltung noch zu meiner Versorgung etwas bei. Folgerichtig ging das hochpreisige Küchengerät dann auch bald kaputt. Und da auf einmal bekam ich es doch mit dem Thema Thermomix zu tun.   Denn Frauchen und Herrchen saßen am Küchentisch und besprachen die Frage, ob es einen neuen Thermomix geben solle oder nicht. Gerade war eine neue Generation des Küchengeräts angekündigt, selbstverständlich noch teurer als der Thermomix früher – eine echte Rudelinvestitionsentscheidung also. Während die beiden so sprachen, lief ich von einem zum anderen und holte mir Fellpflege. Endlich schläferte mich das sonore Reden auch wunderbar ein. So gesehen war ich dem Thermomix schon mal gewogen. Am Ende setzte sich Herrchen durch, der für den Thermomix eintrat, und zwar so wie seinerzeit Helmut Kohl bei der deutschen Einheit: mit vollständ...

Betreff: Seniorennapf

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Neulich sprach meine Hausärztin aus, was wir alle sehr wohl wissen: „Elvis gehört jetzt zu den Senioren.“ Sie sprach es aber mit einer gewissen spöttischen Fröhlichkeit im Blick, aus der ich nicht recht schlau wurde. Hält sie mich bei meiner brillanten Konstitution nicht ernsthaft für einen Senior und hat das nur wegen meines Geburtsdatums so dahingesagt? Oder glänzte da schon die Vorfreude, mich künftig häufiger zu sehen, so als alten und kranken Mann?   Nun, eine entscheidende Frage scheint mir das nicht, denn ich muss ja jetzt schon alle schnauzelang hin: Wurmkur, Anti-Zecke, Impfen, kleine häusliche Unfälle und andere Wehwechen. Viel wichtiger scheint mir dann doch die Frage, wie ich zu Herrchens Satz über sein eigenes Senioren-Dasein stehe: „Nie gelebt und schon alt.“ Natürlich wäre das ein schlimmes Eingeständnis, wenn es denn stimmte. Aber halten wir doch mal fest, dass Herrchens Leben spätestens in dem Moment begann, da ich in sein Leben trat. Also spät, aber spät ist bek...

Betreff: Spätzle

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Ein Problem bei Herrchen ist, dass er nicht im Jetzt und Hier zu leben versteht. Immerzu denkt er schon weiter, als könne er die Zukunft erkennen, zum Beispiel was demnächst schon wieder mit mir sein könnte. Oder wenn er doch mal im Augenblick steckenbleibt, dann nur, um ein Handyfoto zu machen oder an einem Gedicht zu bosseln, sozusagen als Foto in Sprache. Da kann ich ihn nur bedauern, nie entspannt, nie wirklich hingewandt und aufrichtig achtsam.   Was könnte er sich an mir ein Beispiel nehmen. Neulich lag ich chillend und von unten gekitzelt auf der kürzlich abgemähten und beräumten Blumenwiese in unserem Garten, schön in der Sonne, herrliches Peeling-Feeling. Das hätte noch ein paar Stunden so gehen können. Aber nein, Herrchen rief mich ins Haus, allerdings nur um es seinerseits zu verlassen und mich meinem Schicksal zu überlassen. Nun weiß ich natürlich, dass Herrchen meine Neigung nicht goutiert, es mir auch ohne ihn in meinem Heim gemütlich zu machen. Ich weiß, dass er ch...

Betreff: Alltagsrassismus

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In meinem Pass steht zu meiner Rasse nur Labrador-Mix. Schon das Wort Mix! Es wird immer dann verwendet, wenn man nicht mehr weiß, was es tatsächlich ist. Wir kennen das vom Wetter. Wenn ein Mix aus Sonne und Wolken angekündigt wird, ist eigentlich überhaupt kein Wetter zu erwarten.    Mix im Zusammenhang mit mir klingt, als würden alle möglichen Hunde ihren Anteil daran haben, mich er- und gezeugt zu haben. Dabei habe ich einerseits tatsächlich Labrador in mir, andererseits Belgischen Schäferhund, auch Malinois genannt. Also nichts mit Mix, alles klar und überschaubar, und nicht die schlechteste Mischung aus zwei wunderbaren Rassen. Aber eben nicht reinrassig. Muss ich mich deswegen schämen? Der entscheidende Punkt ist doch meine Einzigartigkeit, unabhängig von allem Rassedenken. Was macht mich einzigartig? Meine Schönheit wird allgemein bewundert, ich bin überaus sportlich und entscheidungsfreudig. Ich habe Takt und Stil, und das alles nicht in einem unbestimmten Mix, sond...

Betreff: Ohrenvergleich

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Frauchen mag Kartoffelchips, Herrchen Lindt-Schokolade und ich getrocknete Ohren von Kaninchen oder Rindern. Wobei man diese Vorlieben dann auch gleich wieder differenzieren muss. Frauchen mag nur bestimmte Sorten von Chips, Herrchen keine gefüllte Schokolade, und ich bin nicht unbedingt ein Fan von Kaninchenohren mit Fell. Auch Ohren vom Schwein finde ich eigentlich nicht so toll, aber einmal bekam ich eines von einem Gast aus Berlin in die Pfote gedrückt, das in Umfang und Geschmack narkotisierend war – ich berichtete seinerzeit. In Berlin ist die Versorgung einfach besser als bei uns auf dem Land.   Zu meinem Geburtstag schenkte mir meine Tante, die mich schon aus Tierheimzeiten und damit viel länger als Herrchen kennt, ein getrocknetes Büffelohr. Ich bekam es nicht direkt, sondern es wurde Herrchen in die Hand gedrückt, um es bei Gelegenheit an mich weiterzureichen. Das ist wie in den Bund-Länder-Beziehungen. Der Bund, hier meine Tante, reicht etwas an die Länder, hier Herrchen...