Posts

Es werden Posts vom Juli, 2024 angezeigt.

Betreff: Vom Napf

Bild
Wenn Herrchen morgens in den Badspiegel schaut, sieht er nichts Gutes. Es spricht für ihn, dass er das selbst weiß und es sogar einmal in einem Gedichtchen, einem Haiku, beschrieben hat: „Spärlich bewaffnet/ Der Niederlage gewiss/ Auf die Feinde los“.    Ihm ist natürlich klar, dass er es ist, der da im Spiegel auftaucht. Und weil man Hunden die Erkenntnis, sich selbst zu erkennen, nicht zutraut, gibt es in der Hundeszene Debatten darüber, welche Gefahr es bedeuten könnte, wenn der Hund sein Spiegelbild erblickt: Er könnte, sehr nah, einen Feind erblicken und drauflosstürzen. Und das könnte sogar beim Futternapf passieren, vor allem dann, wenn der aus Edelstahl besteht. Ich habe solche Futternäpfe und kann deshalb aus empirischer Erfahrung solche Gedanken als blödes Zeug abtun. An einem Futternapf ist nicht die Form wichtig, sondern der Inhalt. Man sagt ja auch Fressnapf, und das trifft es aus meiner Sicht viel klarer und schöner. Fressnäpfe gehören selbstverständlich gefüll...

Betreff: Latten am Zaun

Bild
Ich lebe in einer an Hunden reichen Straße. Die Straße ist eine Sackgasse, wir wohnen an deren Ende. So muss ich jeden Tag die Parade abnehmen, oft sogar mehrfach am Tag. Eine lästige Sache, weil mit viel Gerenne, Aufregung und Gebell verbunden, so dass wirklich jeder aus der Straße es mitbekommt, wenn ich mit Herrchen unterwegs bin.    Es geht deshalb regelmäßig so turbulent zu, weil kaum einer der Hunde aus unserer hundereichen Straße so locker und ohne Leine dahinspazieren darf wie ich. Vielmehr gilt für die meisten der „Stumpfsinn der Enge“, wie Herrchen das nennt. Womit ich keineswegs gesagt haben will, dass unsere Hunde stumpfsinnig seien, oh nein, ganz im Gegenteil, es sind durch die Bank sehr lebendige und sympathische Jungs und Mädchen. Nur kommen sie eben selten vom Hof, weshalb meine Gänge wie eine Provokation wirken oder umgekehrt, wäre ich nicht so selbstbewusst, wie Spießrutenlauf. Ungefähr auf der Hälfte unserer Straße lebt ein weißer Labrador, dessen Name mir...

Betreff: Unterordnung

Bild
Bei unserem Hundetraining zweimal in der Woche wird die Unterordnung traditionell als erster Tagesordnungspunkt aufgerufen. Wie der Name schon sagt, bin ich dagegen. Unterordnung! Die Nähe zum Militär – unerfreulich unverkennbar. Wir marschieren durch einen von Pylonen abgesteckten Bezirk wie auf dem Kasernenhof.   Befehle werden gebellt. Es gibt ein Auf und Nieder, ein Linksschwenkmarsch, ein Rechtsschwenkmarsch, ein Stillgestanden, ein Kehrt, ein Abschreiten der Front und dergleichen mehr Unsäglichkeiten. Man fühlt sich auf dem Exerzierplatz, und genauso unwirtlich, steinig und staubig ist es dort. Ausgerechnet Herrchen macht da stets mit Feuereifer mit und hat sogar eine spezielle Leine für diesen Quatsch dabei, die an mir, wenn er sie gerade nicht ergreift, herunterhängt wie ein aus der Mode gekommener Schlips. Ausgerechnet er, der in seinem Militärdienst keinen glücklichen Tag hatte und eine seiner großen Lebensleistungen darin sieht, nur achtzehn Monate im Grundwehrdienst „...

Betreff: Aus dem Tagebuch

Bild
Montag Als Nachbarhund Carlos mich sieht, legt er sich abwartend hin, so dass sein Frauchen ihn an der Leine hinter sich herzieht, als wäre er ein Schlitten im Winter. Warum legen sich manche Hunde hin, wenn sie andere Hunde sehen? Würde ich nie tun. Ich ziehe lieber Leine, auch ohne an einer solchen zu sein.   Dienstag Bei uns ist es wie in der heutigen Gastronomie: Der Küchenschluss immer zeitiger, wenn es überhaupt noch eine Küche gibt. Mittwoch Beim Hunde-Training ist ein Gast dabei. Ich werde ihm – der Gast ist übrigens eine sie, der ich sichtlich gefalle, wohl weil ich größer bin als ihr Jack Russel – vorgestellt als der Hund in der Gruppe mit der größten Menschenkenntnis. Herrchen gleich wieder stolzgereckt. Dabei ist er doch der Gegenbeweis. Hätte ich tatsächlich Menschenkenntnis, ich hätte mir den Einzug bei Herrchen viel gründlicher überlegen müssen. Donnerstag Zu meiner Hausärztin, Jahresuntersuchung. Um mich abzulenken, wird mir von der Arzthelferin eine hal...