Betreff: Vom Napf

Wenn Herrchen morgens in den Badspiegel schaut, sieht er nichts Gutes. Es spricht für ihn, dass er das selbst weiß und es sogar einmal in einem Gedichtchen, einem Haiku, beschrieben hat: „Spärlich bewaffnet/ Der Niederlage gewiss/ Auf die Feinde los“. 

 

Ihm ist natürlich klar, dass er es ist, der da im Spiegel auftaucht. Und weil man Hunden die Erkenntnis, sich selbst zu erkennen, nicht zutraut, gibt es in der Hundeszene Debatten darüber, welche Gefahr es bedeuten könnte, wenn der Hund sein Spiegelbild erblickt: Er könnte, sehr nah, einen Feind erblicken und drauflosstürzen. Und das könnte sogar beim Futternapf passieren, vor allem dann, wenn der aus Edelstahl besteht.

Ich habe solche Futternäpfe und kann deshalb aus empirischer Erfahrung solche Gedanken als blödes Zeug abtun. An einem Futternapf ist nicht die Form wichtig, sondern der Inhalt. Man sagt ja auch Fressnapf, und das trifft es aus meiner Sicht viel klarer und schöner. Fressnäpfe gehören selbstverständlich gefüllt, ein leerer Design-Futternapf hingegen ist nutzlos wie jede Kunst.

Gut gesättigt mag man dann mit Vergnügen den Überlegungen der Herrchen und Frauchen lauschen. Wenn etwa die Frage aufgeworfen wird, ob der Futternapf erhöht stehen sollte oder einfach nur am Boden. Ein erhöhter Futternapf entspreche mehr der Anatomie von Hunden (und natürlich auch Katzen) und helfe bei einer besseren Verdauung, heißt es, er vermeide das Schlingen und damit das Verschlucken von Luft. Auch das Material der Näpfe wird diskutiert. Edelstahlnäpfe könnten bei empfindlichen Tieren Allergien auslösen, sogar Krebsgefahr bestehe. Jesses!

Selbst über das Design gibt es manche Debatte. Ich frage mich schon, was ein am Futternapfrand gravierter Name des hier Futternden über die Herrchen und Frauchen sagt, die so etwas machen lassen. Hardcore-Stylisten haben einen Martin-Rütter-Futternapf mit graviertem MR. Bei MR gibt es auch faltbare Futternäpfe und solche, die das Überschwappen verhindern. 

Bei mir schwappt nie was über. Bei MR gibt es auch Futter-Bars in Form von Keramikedelnäpfen auf Holzedelgestell. Wahnsinn! Was für den Preis allein an Futter herangeschafft werden könnte! Aber Rütter sieht verurteilenswerterweise beim Hund ja nicht die Ernährung an erster Stelle. Ganz im Gegenteil, er mokiert sich über manches Angebot, vor allem das in den Supermärkten.

Um aber auf den Aspekt Spiegelbild zurückzukommen. Hier lässt sich natürlich mit den Ängsten der Frauchen und Herrchen spielen, speziell den Ängsten meines Herrchens. Mein Mahl wird nämlich normalerweise zweigeteilt serviert, links das übliche Trockenfutter, rechts der Küchengruß des Tages. Letzteres könnten mal gekochte Hühnerinnereien sein oder überhaupt Hühnerfleisch, mal Haferflocken an Mandelmilch, mal eine Ölpfütze unter Möhrengemüse, mal ein wenig Babybrei. Zwischen beiden Teilen links und rechts aber klafft stets ein Spalt, seltsamerweise und vermutlich als Ergebnis von Herrchens oft fehlgeleitetem Ordnungssinn. 

Nacktes Metall! Spiegelbild! Feind! Angriff! Leider ist mir mein Essen zu kostbar, um es in der Küche beim Angriff herumzuspritzen, es sei denn, es gibt mal wieder diesen furchtbaren Reis, der doch nur erfunden wurde, um die Milliarden von Chinesen zu ernähren. Aber ich müsste es eigentlich tun. So herrlich herumzuspritzen, macht ja auch Spaß. Mein Kampf für den Lückenschluss, sozusagen! Mit dem Ziel, dass Herrchen wenigstens den Boden im Napf vollständig bedeckt. Wenn schon nicht der ganze Napf bis zum Überschwappen gefüllt dasteht und am Ende noch eine MR-Sicherung benötigt.

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Kommentare

  1. Haferflocken an Mandelmilch 🤣
    Grossartig! Möge dein Futter- Entschuldigung Fressnapf immer beidseitig üppigst gefüllt sein, du sollst ja auch nicht leben wie ein Hund.. 🙋‍♀️

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