Betreff: Wohlstand
Wer die Texte in meinem Blog liest, merkt nicht, dass er Texte liest. Das kommt daher, weil meine Texte fesselnd sind. Die Inhalte, das gebe ich zu, sind Banane, aber mein Stil ist klasse, meine Sprache, obwohl oder gerade weil ich mich auf Deutsch ausdrücke.
In fremden Sprachen gilt Deutsch ja als hölzern, und Herrchen hat gerade bei dem britischen Historiker Norman Davies – in dessen Biografie über den englischen König Georg II. – einmal mehr das Vorurteil lesen müssen, es sei anstrengend „auf das Verb am Ende eines weitschweifigen deutschen Satzes“ zu warten.
Nicht dass ich das nicht auch könnte, das mit dem weitschweifigen Satz, sage ich in dieser unschönen doppelten Verneinung, aber nun ist sowieso schon alles egal, denn wenn ich in diesem Blog, den ich seit mehr als drei Jahren fülle und mit dessen Hilfe ich mein Leben besonders mit Herrchen, aber auch mit Frauchen sowie meinen Freunden, Feinden und Nachbarn im Mecklenburgischen nicht nur beschreibe, sondern, mehr noch und dies vor allem, reflektiere, um in diesem Leben nicht vollständig an den Umständen und an Herrchen irre zu werden – ich bitte, wieder ansetzen zu dürfen: wenn ich in diesem Blog also meine Sicht auf die Welt darstelle, so tue ich das nicht ohne die Gegenwärtigung freilich, gerade dadurch dem Leser Zweifel zu erwecken, ob er sich auch in den richtigen Händen befindet, will sagen ob ich meiner ganzen Existenz nach der rechte Mann für eine Aufgabe bin, zu der vielleicht mehr das Herz als irgendwelche berechtigende Wesenverwandtschaft mich zieht.
Uff. Und das alles nur wegen Davies. Ich gebe zu, den zweiten Teil des Satzes bei Thomas Mann geklaut zu haben, aus „Doktor Faustus“. Worauf ich aber eigentlich hinauswill: Die Anzeigenleiterin einer Zeitung – früher hätte man gesagt: unserer Heimatzeitung – meinte neulich einmal, die Texte im Blatt müssten kürzer, die Bilder größer werden, um mehr Leser zu finden. Leser! Herrchen trifft so etwas schwer. Seit er lesen kann, haben ihn Zeitungen fasziniert. Er hat dann sein ganzes Berufsleben bei Zeitungen verbracht. Er ging freiwillig, als er sah, dass die Zeitung, zumindest die gedruckte, keine Zukunft mehr hat. Auch ich erlebe vergleichbare Enttäuschungen, wenn mir wieder einmal gesagt wird, wie toll der Blogeintrag gewesen sei, „besonders das schöne Foto“.
Dass Texte inzwischen für viele wie unüberwindliche Gebirgsketten daliegen, sieht Herrchen als Teil einer allgemein gewordenen Lebenseinstellung: sich nicht mehr anstrengen zu wollen, sei es mit den Muskeln oder dem Kopf. Ein Zustand lang anhaltender Freiheit und des Wohlstands lasse irgendwann vergessen, so Herrchen, dass Freiheit und Wohlstand nicht einfach da sind, sondern erarbeitet, manchmal erkämpft werden müssen. Ausgerechnet Herrchen sagt das, der nicht mehr arbeitet, und kämpfen tut er nun schon gar nicht. Im Gegenteil, er hat ohne Not seinen Beruf aufgegeben. Sollte ich, wie er mit der Zeitung, Schluss machen mit dem Blog, weil ihn keiner liest und schon gar nicht versteht? Oder doch besser weniger Text, größeres Foto?
Weder noch. Schon in der Frage steckt ein Denkfehler. Wie oben – versteckt im Schachtelsatz – angedeutet, schreibe ich hier ganz für mich selbst. Nicht einmal aus Vergnügen, nein, der Blog muss einfach geschrieben werden. Publikum ist willkommen, aber kein Publikum ändert nichts an dem Muss – wie bei aller großer Literatur.
Jetzt zwickt mich die Schelmerei. Nicht wegen „großer Literatur“, der Vergleich ist nicht zu hoch. Vielmehr will ich doch mal prüfen, ob jemand diese schwierigen Text bis zum Ende liest, indem ich hier unmotiviert einfüge: Herrchen ist ein Arschloch. Ob jemand fragt, wie ich darauf komme und ob das stimme?
Auf Instagram unter elvis.blog
Lieber Elvis,
AntwortenLöschenbitte schreib deine Texte weiter, mir würde wirklich etwas fehlen zum Einstieg ins Wochenende! Jedes Mal bin ich erneut erstaunt über deine Wortgewandheit und tiefschürfenden Gedanken - und kafkaesk kannst du auch, guck.
Ich zumindest lese deine Texte immer bis zum Ende, allerdings reicht meine Gehirnleistung - zumindest in dem Moment - oft nicht für eine Antwort, die mit deinem literarischen Erguss mithalten kann.
Gerne kannst du mehr oder größere Bilder einfügen, das würde mich nicht vom Lesen abhalten 😀
Aber es gibt da dann doch eine Korrektur zum heutigen Text: Dein Herrchen ist kein Arschloch. Punkt.
Lieber Elvis,
AntwortenLöschenauch ich lese immer deine Texte bis zum Schluss, aber diesmal hast du im letzten Abschitt einen grammatischen Fehler.....;-)) , kann ja jeden mal passieren bei dieser Textlänge. Auf jeden Fall ist der Text zum Schmunzeln und Nachdenken!!
Hallo Elvis, auch ich lese dein Geschriebenes gerne und aufmerksam bis zum Ende. Also reflektiere bitte weiter über dich & deine (Um-) Welt. Kleine Anmerkung, Bilder können auch viel "sagen" 😉
AntwortenLöschen