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Es werden Posts vom Dezember, 2024 angezeigt.

Betreff: Schnarchen

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Herrchen hat nichts zu tun, weshalb er Gedichte schreibt. Die Produktion dieses Jahres hat er jetzt in einem Heft herausgebracht, und nun erwartet er, dass alle Welt auf sein fragwürdiges Werk aufmerksam wird. Rechnet er ernsthaft mit einer Besprechung? Wo er doch selbst aus seiner Berufserfahrung weiß, dass Besprechungen allenfalls die Eitelkeit des Autors und die Eitelkeit des Besprechers bedienen. Es gibt außerdem kaum noch welche. Und ich muss sagen, wenn die Rezension als journalistische Darstellungsform bald ganz verschwunden ist, wäre das nicht so schlimm wie ein nur halbgefüllter Napf.   Nun, ich bin kein Unmensch, deswegen bringe ich hier eine Kritik dieses Gedichtbändchens „Klang des Glücks“. Damit es wenigstens eine gibt. Mir fällt das nicht weiter schwer. Eine alte Journalistenweisheit, die ich von Herrchen habe, sagt nämlich: Verrisse schreiben sich von selbst. Lächerliche zwanzig Seiten umfasst das Heft. Die meisten Seiten sind fast ausschließlich weiß und leer. Kei...

Betreff: Drachenblut

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Ich habe seit einiger Zeit eine Verfärbung an einer – leider gut sichtbaren – Stelle meines Fells. Sonst rotblond bin ich dort hellblond. Mit einem kräftigen Schielen ließe sich behaupten, der Fleck habe die Form eines Lindenblatts.    Und da sind wir dann gleich beim Helden Siegfried, der den Lindwurm erschlägt und in dessen aus der tödlichen Wunde sprudelndem Blut badet, was ihn unverwundbar macht – bis auf die eine Stelle zwischen den Schulterblättern, wo ein Lindenblatt landet und wohin sich später Hagens Lanze bohrt. Ein schönes Beispiel für das alte Murphy-Gesetz: Was schief gehen kann, geht schief. Für mein fatalistisches Herrchen ist das nicht nur eine seiner Lieblingsgeschichten, sondern auch einer seiner Lebensgrundsätze. Auch andere Helden hat es in ähnlicher Weise getroffen. Achill etwa. Seine Mutter Thetis hatte ihn ebenfalls durch ein Bad unverwundbar gemacht, nur nicht an der Stelle, wo sie den Kleinen hielt, als sie ihn in die Unverwundbarkeitsbrühe des Styx‘...

Betreff: Kind und Kegel

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Das Rudel ist um ein Enkelkind gewachsen. Neulich wurde mir der kleine Racker vorgestellt. Selbstverständlich sah ich ein, dass für die Zeit seines Aufenthaltes er in meinem Haus der Mittelpunkt ist, nicht wie gewohnt ich.    Wir haben uns auch sofort verstanden. Ich nahm mir seinen Plüschaffen aus dem Gepäck und spielte an seinem nagelneuen Motorikbaum herum, interessant. Er hingegen fläzte sich schon bald auf meinem Diwan und ließ sich von meinem Quietschhund unterhalten. Beide bellen wir gern, gern um die Wetter. Immer wenn ich mit Bellen fertig war, fing der Kleine an. Das war hübsch. Beide haben wir ein großes Schlafbedürfnis. Wir werden auch mal in der Nacht wach, der Kleine vor Hunger, ich eher aus dem Gefühl, mich überraschend erleichtern zu müssen, manchmal vorn, manchmal hinten. Und beide schätzen wir die gleiche Küche, weshalb der Racker tatsächlich von meinem Vorrat abbekam, nicht vom Trockenfutter, versteht sich, er zahnt eben erst. Zum Glück vertilgte er keine ...

Betreff: Aus dem Tagebuch

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Montag Am Wochenende waren wir in Schwerin. Auf der langen Rückfahrt denke ich darüber nach, dass die vor uns liegenden Tage zu Hause etwas mehr Drive gebrauchen könnten, es droht Langeweile. Vielleicht eine Themenwoche? Ist ja sehr beliebt. Aber mit welchem Thema? Mir fällt nichts ein, also nehmen wir wie immer Herrchenaufheiterung. Gelingt mir auch gut, als wir wieder zu Hause sind. Endlich leinenlos happele ich über die Wiese und kann die Schweriner leinenzwangverursachte Obstipation durch zweimal Kacken gründlich überwinden. Herrchen ist begeistert.   Dienstag Eine andere bewährte Methode für eine Adrenalinsteigerung bei Herrchen besteht darin, während seiner Abwesenheit Verwüstungen anzulegen. Nehme mir zwei Plastiktüten vor, man ahnt ja gar nicht, wie umfassend mit zwei zerfetzten Tüten Flächen zu gestalten sind, das ist richtig Arbeit. Sozusagen als Clou erwarte ich Herrchen mit einer Birne im Maul, von der er bestimmt meinte, die erreiche ich nie auf der Küchentischscha...