Betreff: Aus dem Tagebuch
Montag
Am Wochenende waren wir in Schwerin. Auf der langen Rückfahrt denke ich darüber nach, dass die vor uns liegenden Tage zu Hause etwas mehr Drive gebrauchen könnten, es droht Langeweile. Vielleicht eine Themenwoche? Ist ja sehr beliebt. Aber mit welchem Thema? Mir fällt nichts ein, also nehmen wir wie immer Herrchenaufheiterung. Gelingt mir auch gut, als wir wieder zu Hause sind. Endlich leinenlos happele ich über die Wiese und kann die Schweriner leinenzwangverursachte Obstipation durch zweimal Kacken gründlich überwinden. Herrchen ist begeistert.
Dienstag
Eine andere bewährte Methode für eine Adrenalinsteigerung bei Herrchen besteht darin, während seiner Abwesenheit Verwüstungen anzulegen. Nehme mir zwei Plastiktüten vor, man ahnt ja gar nicht, wie umfassend mit zwei zerfetzten Tüten Flächen zu gestalten sind, das ist richtig Arbeit. Sozusagen als Clou erwarte ich Herrchen mit einer Birne im Maul, von der er bestimmt meinte, die erreiche ich nie auf der Küchentischschale. Als er kommt und sie zurückhaben will, gebe ich sie ihm sogleich. Das rührt ihn, da bleiben die Tüten unerwähnt.
Mittwoch
Am Wochenende sind wir auch am Ostseestrand gewesen. Drei schwarze Hunde auf mich zu. Statt dass Herrchen mich schützt, sagt er entzückt: „Wie Raubkatzen sehen sie aus, drei Panther und ein Löwe. In Schleswig-Holstein!“ Der Löwe bin ich, die Panther-Jungs erwiesen sich als in Ordnung, und wir hatten, anders als zu Hause, viel Spaß.
Donnerstag
Richtig, die Themenwoche. Eine weitere Methode der Herrchenaufheiterung ist, sich stur zu stellen. Mache ich heute. Ich höre einfach nicht, was Herrchen sagt, zerlege im Gegenzug jedoch vor lauter Freude, weil Frauchen eben eintrifft, meinen Oktopus. Gleich sieht sie die Oktopus-Reste und ruft aus: „Was habt Ihr denn hier wieder angestellt!“ Ihr! Geht leider alles nicht gut aus. Herrchen ist verärgert, schickt mich in die Box und redet schon seit Stunden nicht mehr mit mir. Oha, ganz dicke Luft. Das mit dem Ihr hat ihn getroffen, denke ich.
Freitag
Der Oktopus war mir einst als Kuscheltier geschenkt worden, aber ein Krake kann bestenfalls als Octopussy was zum Kuscheln sein. Wie vor vierzig Jahren die damals so schnucklige Maud Adams, eine Schwedin, im „James Bond“ – eine Anspielung, die jetzt nur versteht, wer schon etwas älter ist oder gebildet wie ich.
Samstag
Herrchen mag Gartenarbeit nicht, und nun hat der ungeliebte Garten zurückgeschlagen und ihm einen überaus dicken Daumen beschert. Die ganze Hand ist verbunden. Wem immer wir begegnen, der tippt auf mich als verbandstechnischen Verursacher. Gemein. Ich habe Herrchens Hand ab und an im Maul, zugegeben, aber nur spielerisch.
Sonntag
Training. Alles
in der Hundegruppe wird beschönigend bezeichnet. Heute Ansprechbarkeit. Das ist die Rache für meine gespielte Taubheit am Donnerstag. Wenn
Herrchen von meinem Namen nur El sagt, soll ich den Kopf schon zu ihm wenden
und ihn anschauen mit dem Blick des Geistes aus Aladdins Wunderlampe: Oh, Herr,
was kann ich für dich tun? Mein mitleidloses
Herrchen macht da voll mit, obwohl er ein solches Gefühl der Hilflosigkeit doch
auch kennt, wenn Frauchen ihm sonntags die To-do-Liste für die Woche vorlegt. Wieder zu Hause sieht mich der verdämmernde Herbstresttag entspannt
vor dem Kamin. Ich sehe ihn nicht, denn ich halte die Augen fest geschlossen.
Die Ohren gleich mit. Da kann Herrchen rufen, wie er will. So geht eine erfolgreiche Woche zu Ende.
ach herrlich, Elvis, du bist echt n Knaller ;-))))
AntwortenLöschenElvis, du bist dein eigener „Herr“,
AntwortenLöschendein Herrchen auch ?
Octopussy, und im gleichen Satz noch was mit Kuscheln. Sehr viele Anspielungen, herrlich.
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