Betreff: Pupsen
Neulich bekam Herrchen ein Buch geschenkt über den Drachen Furzipups. Furzipups schafft es nicht, wie jeder normale Drache Feuer zu speien. Er entdeckt aber, dass seine Waffe nicht oral angesiedelt ist, sondern rektal: Er kann enorm pupsen. Und damit es nicht zu Missverständnissen kommt, was das heißt, gehört zum Buch ein „Pups-Button“, mit dem der Leser (kann man hier überhaupt von einem Leser sprechen?) Furzgeräusche abrufen kann. Herrchen lachte Tränen.
Das Buch stammt übrigens aus derselben Quelle wie der Adventskalender „Kackende Tiere“, den er vor einigen Jahren erhielt und der seitdem zu jeder Adventszeit hervorgeholt wird, zu Frauchens und meinem Verdruss, zu Herrchens Erheiterung.
Ich würde solche Geschmacklosigkeiten nicht erwähnen, wenn ich nicht vor einigen Tagen morgens durch eine erhebliche Darmtätigkeit in mir aus dem Schlummer geweckt worden wäre. In meinem Bauch klang es, als hätte ich an unserem rege besuchten Vogelhäuschen mir einen Fink geschnappt und lebendig verschluckt, so dass er in meinem Inneren weiter zwitscherte. Ich sah mich genötigt, bei meiner Hausärztin vorzusprechen. In ihrer Praxis war dann ausschließlich von Durchfall, sämigem Stuhlgang, Stuhlprobe, Brechreiz, Pupsen und so etwas die Rede. War mir das peinlich! Und natürlich wieder eine Spritze hinten rein.
Herrchen aber,
eben noch voller Mitgefühl für mich, blühte auf und erzählte mir auf dem Weg
nach Haus, dass er schon als Student beim Karneval eine Vorlesung gehalten habe
als Einführung in die von ihm begründete Flatulenzologie, die Lehre vom Flatus, vom Furz.
Zwar wusste er glücklicherweise nicht mehr so genau, was er damals an Blödsinn
von sich gegeben hatte, aber einige der von ihm gesammelte Synonyme fielen ihm noch
ein wie „einen toten Vogel in der Tasche haben“, „einen Koffer stehen lassen“,
„einen fahren lassen“. Er wieherte, ich fiepte, vor Schmerz. Und ich war heilfroh, dass er nicht schon vor meiner Hausärztin davon angefangen hatte.
Am nächsten Tag ging es mir deutlich besser, ich musste aber zur Nachuntersuchung. Da geschah es dann, dass ich nicht umhin kam, zuerst im Warteraum und dann noch einmal bei der Ärztin einen fahren zu lassen. Hundefürze – für die, die es nicht wissen – lassen einen Zusammenhang erahnen zwischen leisem Entgleiten und enormer Geruchsbelästigung. Auf den hatte Herrchen schon damals in seiner Vorlesung hingewiesen. In seiner Klassifikation, die sich freilich allein auf den Menschen bezog, nannte er diesen Fall „die kleine Yvette“.
Zu meiner Verblüffung löste meine Pupsen aber allgemeine Freude aus: „Besser, es findet so hinaus, als dass es drin bleibt.“ Wieder zu Hause erzählte Herrchen begeistert Frauchen davon. Sie jedoch schaute ähnlich konsterniert wie ich. Und mir kam einmal mehr der Gedanke, dass man gar nicht so viel rot werden kann, wie es beim Fremdschämen für Herrchen eigentlich notwendig wäre.
Inzwischen bin ich freilich wieder zu Scherzen aufgelegt. Als sich Herrchen neulich abends auf dem Sofa an Händels „Semele“ berauschte und kurz vor dem Abdriften war, habe ich einfach reingepupst.
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