Betreff: Erfolg haben
Das ist wieder so typisch deutsch. Kaum hat man mal Erfolg, gibt es gleich wieder Ärger. „Wenn Elvis erst einmal Erfolg hatte, wird es schwierig“, murmelt unsere Knurr-Freundin aus der Hundegruppe und macht ein bedenkliches Gesicht.
„Hat er wieder Erfolg gehabt?“, fragt mitleidig meine frühere Betreuerin aus dem Tierheim, die wir in der Hundegruppe ebenfalls regelmäßig treffen. „Wie, da hatte er schon wieder Erfolg?“, fragt rhetorisch Frauchen, die es sich erlauben kann, in ihrer Kritik an meinen Erfolgen deutlicher zu werden als alle anderen. Freilich geht Frauchens Kritik an meinen Erfolgen nie gegen mich, sondern gegen Herrchen. Mit seinen knapp zwei Meter gibt er ja auch einen rechten Blitzableiter ab, obgleich er, wenn er so kritisiert wird, kleiner ist, weil er den Kopf hängen lässt. Manchmal denke ich bei mir: So sieht erfolgreiches Scheitern aus. Und dann tut er mir sogar ein bisschen leid.
Überhaupt liegt da natürlich der Hase im Pfeffer, wenn der erst einmal erjagt ist. Erfolge kann man so oder so sehen. Sie sind subjektiv, und oft ist der Erfolg des einen der Misserfolg des anderen. Denn wann kann ich von mir sagen, ich sei erfolgreich? Bei verschiedenen Gelegenheiten, die aber alle eine Gemeinsamkeit haben, so dass sich mein Erfolg praktisch daran definieren lässt: Erfolg ist für mich, Herrchens Diktat zu entfliehen. Das kann in meiner Jagdleidenschaft passieren, bei Begegnungen mit anderen Hunden, mit Missachtung von Herrchen, wenn ich aus der Tür presche, oder am Kuchenbüffet mit Selbstbedienung. Neulich etwa verschaffte ich mir einen besonders schönen Erfolg, als ich in der Küche einer angefangenen Tüte mit Käsegebäck habhaft wurde. Musste mich ganz schön strecken, aber war mal was anderes. Nur der Durst danach!
Erfolge haben eben ihren Preis, und Durst ist da noch der geringste. Für eine Tüte Käsegebäck nehme ich in Kauf, mit meinem missmutigen und in solchen Situationen dann noch missmutiger werdenden Herrchen zusammenzuleben und mir dessen Getottere anzuhören – wenn ich nicht gerade mal wieder erfolgreich abhaue.
Womit wir bei meinem größten Erfolg sind, der alle sonstigen Erfolge wundersam einschließt. Nämlich: Ich lebe nach wie vor einigermaßen glücklich und zufrieden bei Herrchen, inzwischen schon seit Jahren und ohne dass an diesem Zusammenleben im Rudel auch nur einen Augenblick lang gezweifelt würde. Er macht den Service, und ich kann im Großen und Ganzen erfolgreich tun, was mir gefällt. Und das alles auch noch bei gleichbleibend hohen Beliebtheitswerten. Herrchen staunt selbst darüber und sagte neulich konsterniert im Konjunktiv: „Gingest du in die Politik, du wärest glatt bei den Grünen.“
Der Kommentar von deinem Herrchen was die Politik betrifft bekommt von mir ,lieber Elvis, ein 👍👍
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