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Es werden Posts vom April, 2025 angezeigt.

Betreff: Schöpfungsgeschichte

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Von wegen ich schnarche so laut wie Gott nach getaner Schöpfung. Ich kriege alles mit, und Herrn Müller und Dotti habe ich von meinem Schlafplatz aus sowieso immer im Blick.   Herr Müller: Je älter man wird, desto intensiver wird die Erinnerung an ganz früher. Dotti: Ah ja. Herr Müller: Kirchhain. Ich stamme aus Kirchhain, Doberlug-Kirchhain. Früher gab es da Gerbereien, heute noch ein Weißgerbermuseum. Ich stamme aus einer Pelz-Manufaktur. Dotti: Ah ja. Ich stamme aus Bad Schwartau, Sperrmüllhaufen. Herr Müller: Ich weiß, hast es ja oft genug erzählt. Ist es nicht komisch, dass ich als armer Ossi eine derart hohe Abkunft habe und du als an sich reicher Wessi aus prekären Verhältnissen stammst? Dotti: Was soll’s. Am Ende sitzen wir beide auf dieser Sofakante und sind zufrieden. In der Gegenwart leben, lieber Herr Müller, die Vergangenheit Vergangenheit sein lassen. Herr Müller: Das Vergangene ist nicht tot, es ist nicht einmal vergangenen. Dotti: Pah, geklauter S...

Betreff: Ithaka

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Was wäre die griechische Insel Ithaka, wäre sie nicht die Heimat von Odysseus, dem klugen Helden aus der Epen Homers? Ein Kacknest wäre sie. Heute soll es dort auch ziemlich dreckig aussehen und viele Straßenhunde umherlaufen. Aber der Name Ithaka hat für viele noch immer einen Klang, selbst wenn heutzutage nicht einmal mehr der Name Odysseus als bekannt vorausgesetzt werden darf. Ithaka steht, kurz gesagt, für Heimat. Haus Ithaka gibt es in Deutschland als Bezeichnung für Villen, die berühmteste findet sich in Weimar. Auch dort, wo ich lebe – und jetzt komme ich wie ein richtiger Feuilletonist erst im zweiten Absatz zum Thema – gibt es ein Haus Ithaka, längst nicht so prachtvoll wie das in Weimar und sogar vor Jahren mal als Bordell in Betracht gezogen (wobei die Idee so abweging auch nicht ist, Odysseus hat sich schließlich tüchtig durch die ganze Odyssee gevögelt).  In der Nähe von unserem Haus Ithaka jedenfalls erstreckt sich ein nicht eben schönes Gebiet aus Wald und Heide, ge...

Betreff: Sondervermögen

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Neulich bekam ich die Gelegenheit, mir die Leckerli-Vorräte für Wochen komplett zu angeln und damit ein Festmahl zu halten. Ich trug zunächst alles aus dem Heizungsraum, wo solche Sachen normalerweise ihren Platz haben, hinüber in Frauchens Zimmer, weil es da so schön und sonnig ist, und baute auf dem Teppich die Tafel auf. Leider mangelten mir Gäste. Auch Herrchen war nicht da, da aber zum Glück, denn sonst hätte er diese Lebenslust sicherlich in gewohnter Misslaunigkeit zu unterbinden gewusst.   Mein Exzess brachte drei entscheidende Vorteile. Erstens: Es schmeckte mir und ich konnte mich mal satt essen. Zweitens: Ich setzte ein klares, unübersehbares, damit überzeugendes Zeichen gegen das Alleingelassenwerden. Drittens: Ich konnte etwas für Herrchens Gesundheit tun, sowohl für seinen Adrenalinspiegel als auch seinen Blutdruck. Er hatte richtig Farbe, als er die Reste meiner Tafel entdeckte und ungebeten die Abräumarbeiten übernahm – statt daraus einfach Eat-Art zu machen und mei...

Betreff: Niendorfer Notizen

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Hier fahren sie Porsche, BMW, Tesla. Und mein Fuhrpark besteht nur aus einem VW. Das ist peinlich, aber ich will nichts gegen unseren VW sagen. Er protzt zwar nicht, aber was wäre ich ohne ihn. Ich wäre jetzt auch nicht in Niendorf an der Ostsee. Im Hafen dann dichtgedrängt die Fahrer von Porsche, BMW und Tesla, wohlgekleidete Leute, duftend. Teures Parfüm überdeckt den Geruch nach Fisch, der mir allerdings deutlich lieber wäre. Am Strand viele Hunde, aber kaum einer folgt meiner Schwanzwedeleinladung zu Sport und Spiel. Ob die bequemen Porsche-Hunde den Ossi aus der VW-Klasse riechen? * Aber Niendorf liebt die Hunde. Herrchen und ich bewundern die entsprechende Infrastruktur. Uns gehen angesichts meiner regen Verdauung in appetitanregender Ostseeluft die Kackbeutel aus, aber überall hängen welche bereit. Außerdem werben sie hier augenzwinkernd mit der an sich ja maritimen Aufforderung: Leinen los. Zumindest gilt das für die kalte Jahreszeit, und es tut mir sehr wohl, Herrchen am S...