Betreff: Männer!

Herrchen und ich, wir sind ja beide, wie gelegentlich schon erwähnt, von lädierter Männlichkeit. Damit dürften wir eigentlich in die woken Zeiten passen, in denen Männlichkeit als toxisch und Männer überhaupt als scheiße gelten. Aber so einfach ist das dann doch nicht. Denn ich glaube, dass selbst die männerkritischsten Frauen einer lädierter Männlichkeit dann doch lieber den ganzen Kerl vorziehen, oder?

 

Schauen wir mal auf mein Verhältnis zu den Frauen. Emma geht frech auf mich los, Ella würde es am liebsten auch tun. Rapunzel tut es, wenn sie durch die Leine nicht daran gehindert wird. Bei Baika, die ich sogar als alte Freundin bezeichnen würde, weiß man nie, intern heißt sie wegen ihrer Launenhaftigkeit Schnappschildkröte. Oft schon bin ich bei anderen Gelegenheiten sogar mit Tritten verjagt worden, wenn ich mich harmlos und nichtsahnend, bar aller sexuellen Gefühle einer Hündin näherte, diese jedoch zufällig läufig war.

Und dann: Eine Frau hat mich meiner Männlichkeit beraubt – ein Akt von archaischer Symbolkraft. Unsere Knurr-Freundin geht im Training mit mir um wie Frauchen zu Hause mit Herrchen – na ja, da habe ich mir jetzt einen Scherz erlaubt, einen sehr schlechten, wie unser vielgeliebtes Frauchen und unsere Knurr-Freundin wohl sagen würden. Umgekehrt kenne ich auch tolle Frauen, zu meinem Frauchen etwa noch zwei wunderbare Tanten.

Und bei den Männern? Der phantastische Attila, der knuffige Fritze, der schöne Carlos, der nimmermüde Barnie, der herrlich blasierte Clio, der durch schlechte Erfahrung ängstlich gewordene Mailo, der blinde Toni – alles entzückende Bekanntschaften. Nicht zu vergessen der großartige Weiße Riese, der Wachhund von der Hühnerfarm, dessen Name ich leider nicht kenne, dafür seinen Urin. Sicher, es gab gelegentlich auch Auseinandersetzung mit Rüden, aber das waren dann immer Hunde, die schon von weitem aggressiv guckten und von oben bis unten tätowiert schienen.

Unterm Strich muss ich also sagen, dass es mit den Männern bei mir besser läuft als mit den Frauen. Bei Herrchen steht es umgekehrt. Liegt wohl daran, dass er faktisch nur von Frauen umgeben ist, vor allem in der Hundegruppe, wo er lange Zeit als einziger und dann auch noch fragwürdiger Mann zwar eindeutig der Untergeher ist, aber doch mit Freuden, wie mir scheint, untergeht. 

Warum ich das Thema überhaupt aufrufe? Um klarzumachen, dass wir, Herrchen und ich, uns immerhin noch als Männer fühlen und unsere besten Momente haben, wenn wir stundenlang stramm über die Felder marschieren, Mäuse jagen und im Stehen pinkeln. Wir sind lädiert, ja, aber wir gehören nicht zu den zeitgeistigen Männern, die zwar – ich zitierte sinngemäß aus „Achtsam Morden“ – zu Bärten aus der Zeit des Ersten Weltkriegs Frisuren aus dem Zweiten tragen. Die aber sonst im Sitzen pinkeln müssen und überhaupt Männlichkeit vermissen lassen, auch ohne jede Lädierung. Oder anders gesagt: Herrchen und ich sind trotz allem noch immer auf Abenteuer aus, auch wenn wir beide wissen, dass wir sie nie im Leben bestehen würden.

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