Posts

Es werden Posts vom Juni, 2025 angezeigt.

Betreff: Am Stammtisch

Bild
Teckel: Jesses, wo waren Sie denn unterwegs? Die Zunge hängt Ihnen ja sonstwo. Hier, bedienen Sie sich, mein Trinknapf, Brunnenquell, ganz frisch. Es muss Sie ja furchtbar dürsten.   Ich: Danke, danke. Ich war auf der Jagd, erst ein Fuchs, dann ein Reh, volles Programm. Teckel: Auf der Jagd, soso. Und keinen Erfolg gehabt? Ich: Der Weg ist das Ziel. Teckel: Nun, dann war es keine Jagd. Bitte mir den Einwand nachzusehen. Ich: Woher wollen Sie das wissen? Teckel: Weil ich ein Jagdhund bin, im Gegensatz zu Ihnen. Ich: Sie? Mit ihren Stummelbeinen? Das ist doch albern. Hier, fühlen Sie mal meine Hinterläufe, wenn Sie da bei meiner Höhe überhaupt ankommen. Das sind Muskeln, was? Teckel: Klar, aber sie taugen, wie mir scheint, nur zum sinnlosen Losstürmen. Oder hat Ihr Herrchen Sie losstürmen lassen? Ich: Natürlich nicht. Der war sauer. Teckel: Sehen Sie, dem sind Sie einfach abgehauen und haben ihn hilflos stehen lassen. Ich: Na, nichts Besonderes, hilflos ...

Betreff: Pluralis majestatis

Bild
Susi hat es mit dem Rücken. Susi ist ein Dackel, bei Dackeln sind die Rücken lang, da kann sich viel Schmerz ansiedeln. Neulich trafen wir Susi bei meiner Hausärztin, die also offenbar auch die ihre ist. Susi trat zusammen mit ihrem Frauchen aus dem Behandlungszimmer, als wir im Warteraum gerade eingetroffen waren.   Herrchen fragte natürlich gleich mitfühlend, was mit Susi los sei. Ihr Frauchen antwortete: „Wir haben Rücken. Schon eine ganze Weile, die Spritzen haben uns bislang auch nicht geholfen. Aber wir hoffen natürlich, dass es uns endlich wieder besser geht.“ Herrchen nahm diese merkwürdige Redeweise sogleich auf, indem er sagte: „Und wir haben eine schlimme Pfote, ist aber schon deutlich besser.“ Dabei hatte Herrchen keineswegs eine schlimme Pfote, er hat ja überhaupt keine Pfote, so wenig Susis Frauchen Rückenschmerzen hatte, wenn auch immerhin einen Rücken. Ist das nicht eine seltsame Form des Pluralis majestatis, wenn das Wir verwendet wird, als wären wir eines, Her...

Betreff: Der Hase als Nashorn

Bild
Wer Verschwörungstheorien oder anderen kruden Gedanken anhängt, dem fehlt ein Hund. Nun wird kein Verschwörungstheoretiker sagen, dass er einer sei. Er hat es aus seiner Sicht schließlich mit der Realität zu tun, meistens einer bitteren, schrecklichen, die ihm viele Sorgen bereitet, da kann sein Wohlstandsalltag friedlich dahindümpeln wie er will. Also wird ihm auch der Hund fernliegen.   Aber ich muss doch feststellen, dass alle aus unserem weiteren Bekanntenkreis, deren Gedanken diese etwas seltsame Wege gehen, keinen Hund haben. Umgekehrt ist es so, dass Herrchen durch mich gar nicht auf den Gedanken kommen kann, seltsame Gedanken zu haben. Denn wir Hunde lenken ab, indem wir zeigen, wie vernünftig es ist, die Dinge so zu sehen und zu nehmen, wie sie wirklich sind. Wir können uns zum Beispiel nicht mit der Frage aufhalten, ob der dahinhoppelnde Hase womöglich ein Nashorn ist. Ich würde mir außerdem empfindlich selbst schaden, wenn ich Frauchens Leistungen in der Küche für Gift b...

Betreff: High Noon

Bild
Es war wie in einem guten Western, wie in „Zwölf Uhr mittags“. Wir saßen im Saloon, nahe dem Eingang. Dass irgendwo weiter hinten ein Kläffer unterm Tisch lag, bekamen wir erst gar nicht mit. Dann aber hörten wir ihn hin und wieder, bis sein Frauchen und er aufbrachen und nun in unsere Richtung, Richtung Ausgang, kamen. Der Kläffer kläffte und kläffte, und noch mehr, als er mich sah. Es ging mir auf die Nerven. Ich erhob mich und sagt ihm die Meinung, laut, klar und deutlich, wie das so meine Art ist. Ich hätte sie ihm auch gegeigt, eine richtige Schlägerei im Saloon, ich hatte Lust darauf. Aber Herrchen hielt mich zurück.   Wie in einem richtigen Western, wirklich: Totenstille im Saloon, nur der Kläffer und ich. High noon, zwölf Uhr mittags, wenn die Sonne keine Schatten wirft und der Marshal und die Bösen ihre Colts ziehen. Dann war er endlich fort, der Kläffer, ich legte mich wieder hin. Sein Frauchen aber kehrte noch einmal zurück und beschwerte sich vorn am Tresen – über mich!...