Betreff: Am Stammtisch
Teckel: Jesses, wo waren Sie denn unterwegs? Die Zunge hängt Ihnen ja sonstwo. Hier, bedienen Sie sich, mein Trinknapf, Brunnenquell, ganz frisch. Es muss Sie ja furchtbar dürsten.
Ich: Danke, danke. Ich war auf der Jagd, erst ein Fuchs, dann ein Reh, volles Programm.
Teckel: Auf der Jagd, soso. Und keinen Erfolg gehabt?
Ich: Der Weg ist das Ziel.
Teckel: Nun, dann war es keine Jagd. Bitte mir den Einwand nachzusehen.
Ich: Woher wollen Sie das wissen?
Teckel: Weil ich ein Jagdhund bin, im Gegensatz zu Ihnen.
Ich: Sie? Mit ihren Stummelbeinen? Das ist doch albern. Hier, fühlen Sie mal meine Hinterläufe, wenn Sie da bei meiner Höhe überhaupt ankommen. Das sind Muskeln, was?
Teckel: Klar, aber sie taugen, wie mir scheint, nur zum sinnlosen Losstürmen. Oder hat Ihr Herrchen Sie losstürmen lassen?
Ich: Natürlich nicht. Der war sauer.
Teckel: Sehen Sie, dem sind Sie einfach abgehauen und haben ihn hilflos stehen lassen.
Ich: Na, nichts Besonderes, hilflos steht er doch immer da.
Teckel: Bei der richtigen Jagd wartet der Hund selbst im größten Jagdfieber ruhig auf die Anweisung seines Herrchens und brettert nicht einfach los. Was Sie da treiben, ist nicht Jagd, sondern Spiel für Sie und Belästigung für alle anderen.
Ich: Also ich darf doch bitten.
Teckel: Sie sind kein Jagdhund. Sie sehen auch gar nicht danach aus mit ihrer hübschen braunen Nase. Können Sie vielleicht etwas anderes? Hüten vielleicht?
Ich: Oh, ja. Ich behüte mein Rudel vor Postboten und ungebratene Burger vor Fliegenbefall.
Teckel: Ach du meine Güte, wie albern. Wissen Sie, Sie sind ein richtiges Wohlstandsprodukt. Nichts können, aber alles verlangen.
Ich: Jetzt wollen Sie aber echt Streit.
Teckel: I wo, schauen Sie, Sie können zwar nichts, aber Ihr Herrchen nimmt Sie, wie Sie sind. Das ist doch wunderbar. Das ist Liebe.
Ich: Liebe? Wie kommen Sie da jetzt drauf, wir reden von der Jagd?
Teckel: Erich Fromm, „Die Kunst des Liebens“. Sollten Sie mal lesen statt sinnlos rumzurennen. Sie können sich glücklich schätzen, mein Lieber. Welcher Nichtsnutz erfährt schon so viel Zuneigung wie Sie.
Ich: Na, der Nichtsnutz ist wohl eher mein Herrchen…
Teckel: Papperlapapp. Ihr Leben ist beneidenswert. Emotionale Pflichten und sonst keine echten. Herrlich. Wissen Sie was, darauf trinken wir noch einen. Ich lass den Napf gern abermals füllen, einverstanden? Wenn Sie schon mal da sind.
Ich: Na gut, Ihr Brunnenquell labt, muss ich zugeben.
herrlisch😅🤣😂
AntwortenLöschenKöstlich.....ein Wohlstandsprodukt,da kenne ich noch jemanden
AntwortenLöschenDas ist wieder köstlich! So eine Jagdszene mit Schrecken meinerseits erlebte ich vor drei Tagen mit unsrere Familien-Fee.
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