Betreff: Alltagsrassismus
In meinem Pass steht zu meiner Rasse nur Labrador-Mix. Schon das Wort Mix! Es wird immer dann verwendet, wenn man nicht mehr weiß, was es tatsächlich ist. Wir kennen das vom Wetter. Wenn ein Mix aus Sonne und Wolken angekündigt wird, ist eigentlich überhaupt kein Wetter zu erwarten.
Mix im Zusammenhang mit mir klingt, als würden alle möglichen Hunde ihren Anteil daran haben, mich er- und gezeugt zu haben. Dabei habe ich einerseits tatsächlich Labrador in mir, andererseits Belgischen Schäferhund, auch Malinois genannt. Also nichts mit Mix, alles klar und überschaubar, und nicht die schlechteste Mischung aus zwei wunderbaren Rassen.
Aber eben nicht reinrassig. Muss ich mich deswegen schämen? Der entscheidende Punkt ist doch meine Einzigartigkeit, unabhängig von allem Rassedenken. Was macht mich einzigartig? Meine Schönheit wird allgemein bewundert, ich bin überaus sportlich und entscheidungsfreudig. Ich habe Takt und Stil, und das alles nicht in einem unbestimmten Mix, sondern sehr konkret in jeder Lebensfrage. Ich gebe hier nur ein kleines Beispiel für meine Weltsicht, wenn ich sage, dass ich sehr wohl die Küche meines Frauchens als Gourmet-Tempel zu schätzen weiß und Herrchens Kantine mit all seinem Mix grundsätzlich ablehne.
Oft geschieht es uns im Alltag, Herrchen und mir, dass Menschen, angerührt von meiner Schönheit, stehenbleiben und fragen, welche Rasse ich sei. Herrchen sagt dann in die hohe Erwartung des Fragenden hinein schnöde: „Promenadenmischung“. Das ist doch rassistisch, oder?
Manchmal wollen Leute es aber doch genauer wissen. So wie jene Frau, die Herrchen danach fragte, dem aber in seiner Vergesslichkeit nicht mal mehr das Wort Labrador einfiel. Er sagte nur: „Na, diese Allerweltsrasse, größer und mit viel Wuschelfell.“ Die Frau kam dann selbst auf Labrador, aber damit auch nur auf den einen Teil der Wahrheit.
Treffen wir auf Hundekenner, sagt Herrchen, in mir stecke Belgischer Schäferhund, was nun auch wieder nur eine Halbwahrheit ist, aber unter Hundekennern besser klingt als Labrador, weil Labrador eben Allerweltsrasse ist. Neulich jedoch, als wir auf gutbetuchte Freunde des mecklenburgischen Gutshauses trafen, einige davon mit Hunden dabei, alle bestimmt reinrassig, da stellte Herrchen mich auf einmal als Malinois vor, natürlich mit französischem Timbre gesprochen, was sicherlich Eindruck schindete, aber eben auch nicht ganz stimmte.
Am besten ist es immer noch, wenn ich fern von allem Rassismus mit Namen gerufen werde. Aber auch das hat seine Tücken. Der Name Elvis ist Herrchen peinlich. Er wäre rot geworden, hätte er, wenn die Gutsleute nach mir gefragt hätten, geantwortet: „Das ist Elvis.“ Dass meine Einzigartigkeit aber auch einen so lodderigen Namen tragen muss, für den weder Herrchen noch ich können. Neulich in einem Fahrstuhl fragte eine Frau: „Ist das Elvis?“ Spricht für meinen Ruhm, aber der Name klingt selbst in so einem Fall blöd. Herrchen wollte mich einst Wallenstein nennen. „Ist das Wallenstein?“ Ja, das hätte etwas gehabt, zugegeben, so im Fahrstuhl auf der Fahrt nach oben.
Aber gut, ich laufe dennoch hin, wenn ich mit Namen gerufen werde. Fellpflege gibt es in jedem Fall, manchmal auch mehr. Stellen wir uns doch nur mal den Wahnsinn vor, wenn Frauchen in der Küche steht und „Elvis“ ruft und ich so fein tue, als wäre nicht ich angesprochen, bloß wegen des blöden Namens.
Elvis und Mix gefällt mir viel besser als Gutsherrenart. Halte stolz den Kopf hoch, du Schöner!
AntwortenLöschenDu bist ein schöner, stolzer Hund und da spielt Herkunft und Name keine Rolle....innere Werte zählen!!!
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