Betreff: Ohrenvergleich

Frauchen mag Kartoffelchips, Herrchen Lindt-Schokolade und ich getrocknete Ohren von Kaninchen oder Rindern. Wobei man diese Vorlieben dann auch gleich wieder differenzieren muss. Frauchen mag nur bestimmte Sorten von Chips, Herrchen keine gefüllte Schokolade, und ich bin nicht unbedingt ein Fan von Kaninchenohren mit Fell. Auch Ohren vom Schwein finde ich eigentlich nicht so toll, aber einmal bekam ich eines von einem Gast aus Berlin in die Pfote gedrückt, das in Umfang und Geschmack narkotisierend war – ich berichtete seinerzeit. In Berlin ist die Versorgung einfach besser als bei uns auf dem Land.

 

Zu meinem Geburtstag schenkte mir meine Tante, die mich schon aus Tierheimzeiten und damit viel länger als Herrchen kennt, ein getrocknetes Büffelohr. Ich bekam es nicht direkt, sondern es wurde Herrchen in die Hand gedrückt, um es bei Gelegenheit an mich weiterzureichen. Das ist wie in den Bund-Länder-Beziehungen. Der Bund, hier meine Tante, reicht etwas an die Länder, hier Herrchen, und die Länder geben es weiter an die Kommunen, hier mich – wenn sie es denn tun. Seit jeher ein heikles Thema, weil die Länder mit solchen Mitteln gern die eigenen Haushalte sanieren und die Kommunen sehen können, wo sie bleiben. Und tatsächlich befürchtete ich schon, Herrchen habe das Ohr selbst geknabbert, bis es mich dann doch irgendwann erreichte. Es war phantastisch, das Knacken war über den ganzen Garten hinweg zu hören, als ich meine Zähne da begeistert hineinversenkte.

Es ehrt Herrchen, dass er nun seinerseits versuchte, mir Büffelohren zur besorgen. Aber da tat sich sogleich ein grundsätzliches Problem auf: Herrchens Einkäufe. Wenn Herrchen eine Mango kauft, ist sie innen faul. Kauft er eine Ananas, ist sie innen betonhart. Kauft er Äpfel, sind sie ohne Geschmack. Kauft er Zahnseide, reisst sie, und so weiter. Selbst wenn er Frauchen mit Chips überraschen will, bringt er hundertpro die falschen. Prompt war es auch mit seinen Büffelohren so. Ich bekam eines und ließ es schon nach dem Beschnuppern links liegen.

Immerhin regte Herrchen daraufhin bei meiner Tante einen Test-Tausch an: ein Büffelohr von ihm für Tantes Hund Rapunzel, ein Büffelohr aus ihrem Bestand für mich. So wurde es gemacht. Wieder war bei mir das wonnevolle Knacken weithin zu hören. Das essfreudige Rapunzelchen nahm das Herrchen-Ohr immerhin, brauchte aber eine geschlagene halbe Stunde, um es sich mühevoll einzuverleiben (siehe Foto).

Was bedeutet das für die Zukunft? Auf Herrchen kann ich nichts geben, und es kann auch nicht Sinn der Sache sein, dass er künftig Rapunzels Versorgung übernimmt. Geschenke kommen nicht so oft. Ich kann also nur an die Hilfsbereitschaft anderer appellieren, um nicht völlig vom Fleisch zu fallen.Gibt es noch Solidarität auf dieser Welt?

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