Betrifft: Versunkensein
Neulich beim Morgengang blieb ich stehen, ganz versunken in ein von der Sonne herrlich beschienenes Bild: eine nebelüberschwebte Wiese, Heuballen darin malerisch gelagert, dahinter in rötlichem Licht der Wald. Ich saß und sah, glücklich über die Landschaft, in der ich lebe. Da konnte Herrchen rufen, bis ihm die Luft ausgeht. Seine prosaische Natur vermutete nämlich, dass ich dieses zauberhafte Bild allein auf die Anwesenheit von Rehen hin scannen würde. Blödsinn!
Ich fand sein Benehmen gleich aus mehreren Gründen ungehörig. Zum einen betont er doch so gern, dass ich bei ihm als Herrchen meinen leicht aggressiven Tierheim-Stil abgelegt und Sinn für das Schöne auf dieser Welt entwickelt habe. Ich stehe gern am Feldrain und schaue. Ich könnte stundenlang bei einer meiner Tanten am Abhang liegen und auf den malerisch vor mir sich erstreckenden See blicken. Ich liebe es, in unserem Garten den Gruß der Morgensonne im luftigen Schatten des Quittenbaums entgegenzunehmen (siehe Foto). Ich weiß es zu schätzen, in meine eigene Welt träumerisch versunken und langhingestreckt vor dem Kamin zu fläzen, inspiriert vom Tanz der Flammen.
Zum anderen liebt Herrchen diesen Zustand doch auch. Warum sitzt er stundenlang oben in der Bibliothek an seinem Schreibtisch und denkt sich Sachen aus, die zwar keinen interessieren, ihn aber ganz lebendig werden lassen? Weshalb lässt er sich dabei so ungern stören, wenn Frauchen ihn wegen irgendeiner Arbeit herunterruft oder ich, weil eindeutig Essenszeit ist? Weshalb soll er das Versunkensein dürfen, ich aber nicht?
Solche kritischen Gedanken kommen einem natürlich nur, wenn man sie in Muße pflegen kann, nämlich gerade abends vor dem Kamin. Sonst habe ich gar keine Zeit für so etwas. Prompt ruft Herrchen von seinem Schreibtischplatz aus herunter: „Elvis, schau mal, Rehe auf dem Nachbargrundstück, bestimmt ein halbes Dutzend.“ Ich, jäh aus meinen Träumereien gerissen, springe auf und ab ans Fenster. Richtig. Rehe. Und alle Türen zum Garten hin verschlossen. Also so was. Wo bleibt Herrchen? Warum schließt er nicht auf? Er rührt sich überhaupt nicht da oben an seinem Schreibtisch und lacht über mein verzweifeltes Bellen.
So ist es mit ihm, sein Verhalten beim Morgengang an der Wiese und sein Verhalten am Abend in der Bibliotheks-Dämmerstunde entspringen derselben Charakterschwäche.
Bin auch auf Instagram unter elvis.blog zu finden.
😂😂😂🤣 Ich brech ab 😅😂 Oh Mann, Elvis, du bist so toll! Herrlich diese heutige Geschichte 😊
AntwortenLöschenElvis, du und dein Herrchen ..rrst animiert er dich ,dass du richtig heiß wirst auf die Rehe und dann musst du vor verschlossenen Türen stehen und zusehen....da brauch sich Herrchen auch nicht wundern ,wenn du bei Freilauf und Wildsichtung NICHT hörst.!!!
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