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Es werden Posts vom November, 2024 angezeigt.

Betreff: Rand und Band

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Die Wörter Rand und Band in einem Zusammenhang gibt es vermutlich nur, um auch mal außer Rand und Band sein zu können. Zurück geht das Wortspiel auf die Fassbauer, die Küffer, aber das ist für uns hier ohne Belang, wir trinken nicht.   Außer Rand und Band. Angela Merkel, die frühere Kanzlerin, hat gerade vom aktuellen Kanzler gesagt, er sei außer Rand und Band wegen Koalitionsbruch und so. Olaf Scholz außer Rand und Band, witzig, oder? Typisch Merkel. Pardon für die kleine Abschweifung, sie passte gerade hierher. Zurück zu mir, wenn ich außer Rand und Band bin. Neulich war es wieder soweit, gleich morgens. Ich Rehe gesehen, Herrchen stehengelassen, los über Stock und Stein, genauer gesagt über Zäune und Wasserläufe. Rein in den Morast, dass es nur so spritzte. Gejauchzt, dass es weithin schallte. Zurück dann auf einem anderen Weg, den mir mein Glücksgefühl eingab. Herrchen total vergessen. Wir trafen uns an einer Weggabelung in unserer Straße wieder, er kam von rechts, ich von link...

Betreff: Anschiss

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Wortwörtlich genommen ist ein Anschiss natürlich kein Anschiss. Beim Anschiss, wie ich ihn erlebe, geht es verbal zu, nicht rektal. Auch bei Drohungen wie „Du kriegst gleich den Arsch voll“ muss ich mir um meinen, übrigens wohlgeformten, Hintern keine Sorgen machen. Wenn es bei uns was auf den Allerwertesten gibt, dann einen Klapps, aufmunternd, wegweisend, freundlich.   Und körperliche Züchtigung, sehr selten, findet nicht unter Benutzung meines Hinterteils statt, sondern Herrchen greift ins Halsband und schüttelt mich. Oder sein Knie bohrt sich in meine Flanke. Oder sein Ellenbogen schubst mich. Aber solche Choleriken haben immer eine Vorgeschichte, das will ich hier mal zugeben. Einen richtigen Anschiss gab es neulich erst wieder, als wir herrlich durch den Herbstwald auf Gassi waren und ich einem Eichhörnchen nachsetzte. Wenn ich jetzt die Worte von Herrchen hier zitiere, ist die Situation kaum notdürftig beschrieben: „Hiergeblieben“, „Hier wird nicht gejagt“, „Lässt du das w...

Betreff: Herrchen

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Herrchen kommt die Treppe herunter. Er kommt aus seiner Bibliothek. Gleich wird es also passieren. Ich weiß das alles immer schon vorher. Ausgerechnet bei ihm, der doch sonst so gern auf angebliche Überraschung setzt. Er handelt jedes Mal, wenn es wieder soweit ist, völlig vorhersehbar. Zum Gähnen.   Aber dort originell sein wollen, wo man sich fragt, weshalb gerade da. Sein einer Krimi als Briefroman, der zweite als ein Gerichtsbericht. Nichts mit Mord und Totschlag, Raub und Erpressung, Sex and Crime und was man sonst noch so in einem Krimi erwartet. Briefroman , Gerichtsbericht , und so ist ja auch Herrchens überschaubarer Erfolg (wie man heute sagt, überschaubar, weil es so schwer ist, Misserfolg zu sagen). Also ehrlich, wer will das lesen? Jetzt ist er die Treppe schon halb herunter. Bestimmt hat er wieder irgendwelchen Quatsch geschrieben, der ihm selber langweilig ist, denn er seufzt müde. Na, das wird ihm gleich vergehen. Noch vier Stufen. Manchmal strengt er seinen Gri...

Betreff: Requiem auf eine Nackenrolle

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Neulich habe ich Herrchens Nackenrolle in Herrchens Abwesenheit dann doch endlich kurz gemacht. Porös war sie schon lange, ungefähr so wie die Carolabrücke in Dresden. Bei der Brücke war es der Zahn der Zeit, bei der Rolle mein Reißzahn. Mit dessen Hilfe fand ich dank eines kleinen Zerrspiels Zugang zum Innern der Rolle, watteähnlichem Material.    Damit gelang es mir dann, Küche und Wohnzimmer in eine vorweihnachtliceh Schneelandschaft zu verwandeln. So abwegig fand ich das nicht. In den Supermärkten liegen die Weihnachtssachen doch auch schon eine Weile rum, jedes Jahr das gleiche Zeug. Und auch mit der Nackenrolle war es immer das gleiche, ich nahm sie mir, wenn Herrchen mich allein ließ oder sonst etwas an ihm zu kritisieren war. Deshalb schien es mir nun an der Zeit für den Carolabrückenknalleffekt. Als Herrchen nach Hause kam, wirkte er, als habe er damit schon lange gerechnet. Er nahm sein Handy und filmte die Schneelandschaft, bevor er sie klaglos wegräumte. Er stell...

Betreff: Korrigieren

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Neulich erzählte Aiwas launiges Herrchen in der Hundegruppe, dass die Handyaufnahmen, die er vom Hundetraining gelegentlich macht, zu Hause eine besondere Wirkung entfalten, wenn er sie dort abspielt. Wenn Aiwa aus dem Handy die Stimme unserer Knurr-Freundin hört, kriecht sie aus Angst sogleich unter den heimischen Tisch. Verrückt, oder?   Unsere Knurr-Freundin ist, wenn ich das so sagen darf, unsere Lehrerin, und ihre Pädagogik besteht darin, gelegentlich gefüllte Plastikflaschen durch die Gegend fliegen zu lassen oder Schlüsselbunde. Oder sie baut sich in einer Art und Weise vor einem auf, dass man jeden Augenblick mit seiner Hinrichtung rechnet. Und diese Brutalität nennt sie dann auch noch euphemistisch Korrigieren. Zudem hat sie mitunter eine Stimme wie Oskar Matzerath aus der „Blechtrommel“, auch sie könnte in hohen Tonlagen Glas zerspringen lassen, da bin ich mir sicher. Erst recht also arme Hundeseelen. Nach der Geschichte von Aiwas Herrchen tauchte bei uns, bei Herrchen ...